Von Brighton bis Dartmouth

20.-25.Tag   7.8. bis 12.8..2015

Um 5:00 Uhr verlassen wir bei Hochwasser Brighton Richtung Solent. Der Morgen ist wunderschön. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Schade ist nur, das Roland nicht mehr dabei ist. Sein Urlaub ist zu Ende und er wird als „Leitender Ingenieur“ woanders gebraucht. Ich widme mich bei dem ruhigen Wetter dem Wassermacher, um ihn das erste Mal zu starten. Er geht natürlich nicht. War ja klar. Jetzt ist also Selbsthilfe gefragt und trotz meiner eingeschränkten handwerklichen Fähigkeiten bringe ich ihn zum Laufen. Bei der ganzen Schlauch Ab- und Anschrauberei verfliegt die Zeit bis zur Ankunft in Portsmouth. Wir machen in der Haslar Marina fest und entdecken die Rennyacht „Hugo Boss“, die wir vor 2 Jahren vor Kopenhagen unter Segeln getroffen haben. Wir nutzen die Fähre auf die andere Seite der Stadt und landen in einem riesigen modernen Shopping Center: Gunwharf, Outlet vom Feinsten mit Hafen. Kathrin gönnt sich ein Top. Die Restaurants sind voll und nicht ganz günstig, wir entscheiden uns für Huhn ‚a la Herlen‘ an Bord. Am Samstag schlafen wir erst einmal aus. Dann gehts bei herrlichem Wetter mit vielen Wochenendseglern in den Solent. Jede Menge schnelle Fähren zur Isle auf Wight, Hoovercraft und Katamaranmodelle, umkurven die Freizeitboote in beängstigender Geschwindigkeit. Wir setzen unseren Gennaker und fahren mutig der Regatta Armada vor Cowes entgegen. Hier ist die Wiege des englischen Regattasports. Ja, wir haben sie zufällig getroffen, die Cowes Week. Eine Regattawoche an der um die 1000 Segelboote teilnehmen. Das Erlebnis hatte 1954 auch der Senior des deutschen Hochseesports Hans Otto Schümann, der daraufhin viele Male mit seiner Rubin daran teilnahm und schließlich mehrmals den Admirals Cup gewann. Wir lernen unsere ersten Mitsegler der ARC kennen. Unsere ARC Flagge wird bemerkt und eine englische First 435 fährt mit Kollisionskurs und wild winkender Crew auf uns zu, während der Skipper seinerseits die ARC Flagge hisst. Wir sind auch begeistert. Endlich treffen wir mal jemanden. Deren Start gen Süden ist aber leider erst in 2 Wochen. Der Wind schläft westlich von Cowes ein und wir motoren an Regattarennern vorbei, die während ihrer Wettfahrt ankern, da sie ansonsten wegen des Stromes rückwärts treiben würden. Trotz der Yachtdichte wird uns ein Platz in Yarmouth vom Hafenmeister angeboten. Er begleitet uns mit seinem Boot und zeigt uns einen Platz im Päckchen. Wir sind wirklich auf der Isle of Wight. Wir freuen uns und grüßen wie versprochen den Solent von Roland, dazu gibts einen Sekt. Nach abwägen von Wind, Strom und Wetterinformationen beschließen wir am nächsten Tag nur gut 40 Meilen nach Weymouth weiter zu segeln, das heißt die ersten 23 Meilen zu motoren. Die berühmten Needles ziehen nur so an uns vorbei, weil der Strom uns förmlich aus dem Solent spült. Wir passieren St. Albans Head mit seinen Overfalls mit steilen Wellen und Luftlöchern, in die die arme Via fällt. Danach können wir endlich wieder segeln. Mit 2.Reff und vereinzelten Schauern rauschen wir Weymouth entgegen. Es geht in eine Flussmündung hinein gesäumt mit alten englischen Häusern wie aus dem Bilderbuch. Am Visitors Pontoon machen wir vor einer Klappbrücke fest und warten vor einer Fish and Chips futternden Touristenmenge auf die Öffnung. Der alte Stadthafen dahinter ist allerdings eher enttäuschend nüchtern aber ruhig und sicher. Mieses Wetter am nächsten Tag. Es gibt alle Formen englischen Niederschlags. Wir chillen unter Deck und machen später einen Stadtbummel. Um 8:00Uhr warten am nächsten Morgen viele Yachten auf die erste Ausfahrtmöglichkeit durch die Brücke. Die Bedingungen sind günstig um am Bill of Portland vorbeizukommen. Es treffen mehrere Stromsysteme am Kap zusammen. Hier wird bestimmt bei schwerem Wetter ein Hexenkessel entfacht.

Wir haben mal wieder Glück mit dem Wetter, haben aber auch gut geplant und fahren dicht an der Küste während der ruhigsten Tidezeit am Leuchtturm vorbei, weiter geht es mit Strom nach Dartmouth. Ein echtes Highlight unserer Reise. Die Einfahrt in den Dart. Unser Wunschliegeplatz am Jetty Pontoon ist frei. Das ist der zentrale Fähranleger mitten in der Stadt. Wir werden morgens von klassischen spanischen Gitarrenklängen von einem Straßenmusiker geweckt. Die Uferpromenade neben uns ist von vielen Kindern mit Eltern bevölkert die bäuchlings auf dem Boden liegen und mit lauter Begeisterung Krebse aus dem Fluss ziehen. Neben unserem Cockpit bilden sich Schlangen für die Ausflugsdampfer, die auf der anderen Seite unseres Pontons zu den Castles fahren, dazu noch ein lautes Pfeiffen einer richtigen Dampflokomotive von der anderen Flussseite. Wie steht es im englischen Handbuch “ The Shell Channel Pilot“: An diesem Liegeplatz könnte man sich wie ein Goldfisch im Glas vorkommen, es wäre jedenfalls kein Platz für Einsamkeit. Uns gefällts.

2 Gedanken zu „Von Brighton bis Dartmouth

  1. Liebe Vias,

    wie schön, Eure tollen Geschichten zu lesen und die super Photos anzuschauen, während wir hier im Studio sitzen und Küchen schlachten 😉
    Ich wünsche Euch weiterhin eine spannende Reise und freue mich auf die nächsten Berichte!

    Viele Grüße aus dem spätsommerlichen Hamburg!
    Leo

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  2. Nun wird es aber Zeit zu erfahren wo Ihr Euch jetzt schon herumtreibt…schätze mal längs der spanischen Küste ? Sag mir quando sag mir wann….so ähnlich geht doch dieser Schlager
    Wie siehts mit dem Wetter aus und vertragt Ihr Euch auch schön ?

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